Natürliche Mineralpigmente, die nach mechanischer Aufbereitung (Mahlen, Sieben, Schlämmen) für alkalische Malmedien geeignet sind, sind nicht giftig, wetterfest und lichtecht. Gefärbte Erden werden im Tagbau in Deutschland, Frankreich, Italien, Cypern und in vielen anderen Ländern abgebaut, gereinigt und als Pulver gemahlen. Fassaden in Italien oder Südfrankreich wurden oft mit Erdfarben gemalt und leuchten noch nach hunderten Jahren, ob sie eben gemalt wurden.

Erdfarben sind roter und gelber Ocker, Grünerde und Umbra.

Die chemische Zusammensetzung von Ocker ist Fe₂O₃·H₂O - von Grünerde (Ca,Mg,Fe,Ti,Al)(Si,Al)₂O₆, ein Verwitterungsprodukt von Augit - von Umbra (Fe₂O₃)(MnO₂),ein Verwitterungsprodukt von mulmigem Brauneisenstein.

Alle Erdfarben lassen sich verdichten mit Japanspachteln. Gemischtes Material läßt sich aufheben über mehrere Jahre, ohne daß sich die Farbe verändert.


Venetianischrot

Venetianischrot ist eine natürliche italienische Erde. Leichte Mischungen (0,5 - 2%) ergeben ein schweinchenrosa, stärkere Mischungen einen rötlichen Cottoton (ähnlich wie Tonkrüge aus dem Süden).Eingewachst mit Goldwachs oder rosso lava erinnert an königliches Ambiente. Mischungen mit gelbem Ocker ergeben einen orangenen Cottoton. Alle Ockerfarben lassen sich untereinander mischen. Bei Wandbeschichtungen mit einem hohen Rotanteil steigt die empfundene Raumtemperatur um mehrere Grade, das heißt: mehr rot, weniger Heizung.

Franz.Ocker Soforouge

Rote Erdfarbe aus Roussillon (Frankreich). Eine 2,5 %-ige Mischung gleicht dem Neukupfer. Eingewachst mit rosso rame (Kupferwachs) glitzert die Fläche wie ein polierter Kupferkessel. 5-10 %-ige Mischungen ergeben einen warmen roten Cottoton.

Pompejanischrot

Pompejanischrot ist eine gebrannte Siena aus der Toskana, eines der ältesten Pigmente in der Höhlenmalerei. In den ausgegrabenen römischen Städten Pompej und Herkulaneum sieht man nach mehr als 2000 Jahren Pomejanischrot als Untergrund vieler Frescobilder. Durch das Brennen wurde dem gelben Ocker ein guter Anteil rot zugefügt. Bei 5-10 %-igen Mischungen ist es ein orange mit einem Braunstich.

Terra ercolano

Terra Ercolano wird aus vulkanischer Tufferde in der Nähe von Ercolano (8 km vor Neapel) gewonnen und ist eine natürliche rote Erde, gemischt mit Eisenoxiden. Die rotbraune Erde gehört zu den Roten Ockern, die durch Verwitterung von Eisenerzen oder eisenhaltiger Gesteine entstanden. Terra Ercolano zeichnet sich durch seine besondere Leuchtkraft, intensive Färbung und den tiefen Farbton aus. Bei 5-10 %-gen Mischungen entsteht die Farbe einer dunklen Orangenschale.

Terra di Siena

Terra di Siena, französisch, gebrannt ist eine natürliche Erde. Durch das Brennen wird das Kristallwasser aus dem gelbem Pigment entfernt und hat eine rotbraune Farbe. Leichte Mischungen (0,5 - 1 %) ergeben ein warmes beige, stärkere ein warmes Braun, ähnlich wie Milchschokolade.

Franz.Ocker Havane orange

Gelbe Erdfarbe aus Roussillon (Frankreich). Leichte Mischungen (0,1 - 1,0 %) ergeben ein helles warmes Beige, stärkere (5 - 10 %) ergeben einen Ton, der mit einer Aprikose vergleichbar ist. Mischungen aus Havane orange und grüner Erde aus Verona kommen der Sanitärfarbe bahama ziemlich nahe.

Franz.Ocker gelb gewaschen

Gelbe Erdfarbe aus Roussillon (Frankreich). Helle Mischungen sind zu vergleichen mit der Sanitärfarbe Biscuit, dunklere erzeugen ein warmes Gelb, ähnlich wie Ginstergelb, der Farbe der Deutschen Post. Läßt sich gut mischen mit allen roten Ockern zu Orangentönen oder mit grüner Erde zu Resedagelb.

Grüne Erde aus Verona

Natürliche hellgrüne Erde aus Verona, Italien. Das Pigment färbt nicht sehr hoch und ist deswegen gut geeignet leichte Grünmischungen herzustellen. Mischungen mit gelbem Ocker nehmen dem Gelb die Aufdringlichkeit weg. Grüne Erde wird oft von Kunstmalern verwendet als Untergrund von menschlicher Haut und in Schattenregionen von Gesichtern, um der Natur sehr nahe zu kommen. Diese Maltechnik heißt verdaccio.

Cypr.Umbra gebrannt schwarzbraun

Natürliche braune Erde, Eisenoxid mit Mangandioxid. Umbra ergibt in allen Mischungen einen grau-grünstichiges Braun. Der Rotanteil ist minimal. Umbra paßt zu Edelstahl, grünstichiges Holz (Mooreiche, Walnuß u.ä.) und zu allen Baustoffen, die wenig Rotanteile haben.